Ereignisse in der Brutsaison 2010

In der Brutsaison 2010 haben sich wie auch schon im Vorjahr Gerome de Vias und seine Gemahlin Anna von Steinfeld auf dem Höchstadter Alten Rathaus eingerichtet. Gerome de Vias ein waschechter Franzose wurde 1998 in Vias Südfrankreich beringt (Aluring P2420). Seine Partnerin Anna von Steinfeld stammt, wie es der Name schon sagt aus dem württembergischen Steinfeld. Sie wurde dort am 14.06.2003 von Walter Feld als Jungstorch beringt (ELSA-Ring A2863).

Durch den Eintrag von abdichtendem Nistmaterial war die Wasserdurchlässigkeit im Storchenhorst stark reduziert bzw. ganz unterbunden. Somit war es dringend erforderlich die Wasserdurchlässigkeit wieder herzustellen. Mit Hilfe der Höchstadter Feuerwehrdrehleiter konnten diese bruterhaltende Maßnahme am 19.03.2010 durchgeführt werden.

Ganz in der Nähe des Storchenhorstes auf dem Alten Rathaus in ca. 50 m Entfernung hat sich bereits im letzten Jahr ein weiteres Storchenpaar auf der Alten Mälzerei (jetzt ein bekanntes Speiselokal) angesiedelt. In 2009 sind drei Jungstörche aus diesem zweiten Höchstadter Storchenhorst ausgeflogen. Auch in 2010 ist der Storchenhorst auf der Alten Mälzerei wieder besetzt.

Beide Brutstörche auf der Alten Mälzerei sind mit Elsaringen beringt. Der weibliche Brutstorch trägt einen Ring der Vogelwarte Radolfzell mit der Nummer DER A3336. Die Störchin schlüpfte im Mai 2003 auf dem Storchenhorst der Familie Ochs im  im Nachbarort Mailach (TK 6330) und wurde am 07.06.2003 beringt. Der Ring des männlichen Brutstorches ist so stark verschmutzt, dass er nicht abgelesen werden konnte.

In 2010 sind mindestens drei Jungstörche im Horst auf der Alten Mälzerei geschlüpft. Am 22.06.2010 war jedoch kein Jungstorch mehr im Horst zu sehen. Da die Eiablage und die Schlupftermine der beiden Höchstadter Storchenhorste auf der Alten Mälzerei und auf dem Alten Rathaus in etwa zur gleichen Zeit stattgefunden haben und die Jungstörche am 22.06.2010 noch nicht flugfähig waren, sind sie vermutlich Horstattacken von Artgenossen (Weiß- oder Schwarzstörchen) zum Opfer gefallen.

Aus Zeit- und Kostengründen konnte in 2010 keine Videoüberwachung installiert und somit das Brutgeschehen leider nicht zeitnah mitverfolgt werden. 

Brutsaison 2010 

Am 25.03.2010 wurde das 1. Ei gesichtet.
am 27.03.2010 das 2. Ei
am 29.03.2010 das 3. Ei
am 31.03.2010 das 4. Ei
am 03.04.2010 das 5. Ei

Das erste Storchenküken ist nach einer Brutzeit von ca. 33 Tagen am 28.04.2010 geschlüpft.
am 29.04.2010 schlüpfen das 2. und 3. Storchenküken
am 02.04.2010 konnte auch das 4. Küken gesichtet werden
am 04.05.2010 war das 5. Küken zu sehen.

Am 08.05.2010 wird der Kleinste der fünf Jungstörche vom männlichen Brutstorch geschüttelt und am Horstrand abgelegt, woraufhin der Jungstorch wieder zurück zu seinen Geschwistern krabbelt. Nach wenigen Minuten wird er jedoch erneut vom Schnabel des Altstorchs geschüttelt und anschließend von diesem verschluckt (berichtet von Friedrich Ortegel, der diesen Vorgang im Live-Videobild beobachtet hatte). Dieses Verhalten ist bei verschiedenen Tierarten bekannt.   

Am 23.05.2010 ist der Kleinste von den 4 verbliebenen Jungstörchen gegen 16:00 Uhr vom Nest abgestürzt und nach ca. 10 Minuten in der ca. 6 m tieferen Dachrinne des Alten Rathauses seinen Verletzungen erlegen. Durch den Absturz hatte sich der Jungstorch einen Beinbruch und schwere innere Verletzungen zugezogen. Der Jungstorch war stark abgemagert und wog 1130 g.

Die überlebenden Geschwister zeigten einen ähnlich schlechten Ernährungszustand. Wegen der  nasskalten Witterungsverhältnisse hatten die Landwirte ihre Mähtermine verschoben. In der hohen Vegetation von Wiesen und Teichdämmen  hatte sich die Beutezugänglichkeit für unsere Störche erheblich verschlechtert, wodurch auch der schlechte Ernährungszustand der Storchenbrut zu erklären ist.

Die drei Jungstörche wurden am 22.06.2010 mit Elsaringen der Vogelwarte Radolfzell beringt. Die Ringe sind mit den Nummern DER A6159, DER A6160 und DER A6161 gekennzeichnet.

In der zweiten Juliwoche fliegen bereits alle drei Jungstörche und halten sich nur noch sporadisch auf ihrem Geburtshorst auf. Die Jungstörche kann man im ersten Lebensjahr an ihren dunklen Schnäbeln und Beinen von den Altstörchen, die leuchtend rote Schnäbel und Beine haben, unterscheiden.

In der letzten Juliwoche 2010 konnten in den Aischwiesen zwischen Mailach und Ühlfeld Storchengesellschaften mit bis zu 50 Weißstörchen beobachtet werden.

Die hellen (weißen) Beine der Störche entstehen durch das sogenannte "Bekälken" mit einem Urin-Kot-Gemisch während der heißen Sommertage. Die Störche nutzen hier den physikalischen Effekt der Verdunstungskühlung zur Senkung der Bluttemperatur.

Unsere Jungstörche haben den Zug in die südlichen Winterquartiere bereits Mitte August angetreten. Ein Teil von ihnen zieht über den Bosporus bis nach Südafrika andere ziehen über Gibraltar und Überwintern nördlich der Sahara.