Ereignisse in der Brutsaison 2013

Der Winter ist im März 2013 noch einmal zurückgekehrt und hat den Zeitpunkt der Horstpflege etwas verschoben. Optimal ist es, wenn man den Storchenhorst kurz vor der Brutsaison ausputzt, damit die wieder hergestellte Wasserdurchlässigkeit möglichst lange anhält.

Warum werden unsere Storchenhorste ausgeputzt?
In den ersten Monaten nach dem Ausputzen bildet sich bei Stark- oder Dauerregen keine Staunässe in der Brutmulde, vorausgesetzt die Störche tragen keine Einkaufstüten oder sonstiges wasserundurchlässiges Material ein. Durch Eintrag und Einbau von wasserundurchlässigem Nistmaterial während der Brutzeit wird der Horst immer stärker abgedichtet und lässt daher auch immer weniger Wasser durch. Zum Jahresende hin nimmt die Wasserdurchlässigkeit durch die Kompostierung des eingetragenen Nistmaterials und durch die zusätzliche Verdichtung durch das "Umherlaufen" der Störche im Storchenhorst jedoch drastisch ab. Das erkennt man daran, dass sich das Regenwasser in der Brutmulde sammelt und lange Zeit darin stehen bleibt.
Bildet sich während der Brutzeit Staunässe in der Brutmulde, dann kühlen die Eier so stark ab, dass die Küken noch im Ei durch Unterkühlung absterben. Nicht nur in der Ei-Phase, sondern auch in den ersten 4 Lebenswochen nach dem Schlüpfen droht den Jungstörchen der Unterkühlungstod durch Staunässe.
In Bayern wurden um die Jahrhundertwende ca. 250 Brutpaare gezählt. In nur 90 Jahren schrumpfte der bayerische Weißstorchbestand auf ein viertel zusammen (1986 waren es ca. 60 Brutpaare). Um diesem Abwärtstrend entgegen zu wirken haben wir schon ab 1983 versucht die Unterkühlungsverluste, die statistisch gesehen ca. 50 % betrugen, durch eine aktive Horstbetreuung zu minimieren. Unsere aktive Horstbetreuung besteht darin standfeste, verkehrssichere und wasserdurchlässige Nistunterlagen zu erhalten und wo Bedarf entsteht auch neue anzubieten.
Unser erklärtes Ziel war und ist es noch heute, die heimischen Weißstorchbestände zu erhalten und sie nicht auf 0 Brutpaare schrumpfen zu lassen, wie es z.B. in der Schweiz, im Elsass oder in Baden Württemberg bereits der Fall war. In diesen Ländern hat man die Bestände durch Wiederansiedlungsprogramme mühsam wieder aufbauen müssen.

In den über 30 Jahren aktiver Horstbetreuung an Aisch, Aurach, Ebrach und Regnitz konnte die Anzahl der Brutpaare um das vierfache von 10 auf 40 gesteigert werden. Die Ausflugquote ist in den aktiv betreuten Weißstorchhorsten statistisch gesehen doppelt so hoch wie in den nicht betreuten. In 2012 wurden ca. 250 Brutpaare in Bayern gezählt, was dem Bestand um die Jahrhundertwende entspricht.

Zur Minimierung der Nestlingsverluste durch Staunässe und damit zur Erhaltung unserer heimischen Storchenbestände haben wir am 22.03.2013 die Höchstadter Storchenhorste auf dem Alten Rathaus und auf der Alten Mälzerei mit Hilfe der Feuerwehr Höchstadt ausputzen und somit die Voraussetzung für eine erfolgreiche Brutsaison schaffen können.

Eiablage 2013
Durch den erneuten Wintereinbruch hat sich die Eiablage 2013 im Vergleich zum Vorjahr um ca. 5 Tage verzögert.
23.03.2013 23:20 Günter Weidner hat das 1. Ei gesehen
25.03.2013 03:30 Günter Weidner meldet das 2. Ei
27.03.2013 23:38 Marion Bocka hat das 3. Ei entdeckt
29.03.2013 23:45 K. Denecke und Günter Weidner haben das 4. Ei gesichtet
01.04.2013 03:00 Ingrid Ross hat eine Mail geschickt, sie hat das 5. Ei gemeldet

Schlupftermine
34 Tage nachdem das zweite Ei gelegt wurde
28.04.2013 drei Jungstörche sind am gleichen Tag geschlüpft
29.04.2013 Nr. 4 erblickt das Licht der Welt
01.05.2013 Nr. 5 hat seine Eischale verlassen

Der eiskalte Dauerregen vom 25. bis 27. Mai 2013 hatte in den fränkischen Storchennestern hohe Verluste mit zahlreichen Totalverlusten verursacht. Auch auf dem Alten Rathaus in Höchstadt sind drei Jungstörche durch Unterkühlung gestorben. Zwei von den 5 Jungstörchen konnten am 27. Mai 2013 10:00 kurz vor dem Verenden geborgen werden. Nach einer Stunde "Warmföhnen" sind die Lebensgeister der beiden Jungstörche, die stark unterkühlt waren, wieder erwacht.

Zum Dank für die schnelle Hilfe beim Warmföhnen haben die beiden Störche die Namen "Heidi" und "Friedrich" von den beiden Wärmespendern Heidi und Friedrich Ortegel aus Höchstadt, die schon jahrzehnte unsere aktive Horstbetreuung unterstützen, erhalten.

Nachdem die Körpertemperatur dann wieder im Normalbereich war haben die beiden Jungstörche Heidi und Friedrich so gut gefressen, dass sie innerhalb von einem Tag 10 % ihres Körpergewichtes zugelegt haben und damit reichlich Energiereserven für die nächsten Regenschauer gesammelt.

Nach dieser sehr positiven Entwicklung hatten wir uns entschlossen sie am 28. Mai 2013 15:00 zurück zu ihren Eltern ins Storchennest auf dem Alten Rathaus zu bringen. Erfahrungsgemäß haben die beiden erfahrenen Altstörche Anna und Gerome die Brutpflege sofort weiterführen.

In der letzten Mai Woche 2013 sind durch den kalten Dauerregen in Franken ca. 70 % der Jugstörche an Unterkühlung gestorben. Von den Wettervorhersagen werden bis zum Sonntag (2013-06-02) weitere heftige Regenfälle vorhergesagt. Da diese heftigen Regenfälle eine weitere starke Reduzierung unserer Jungstörche zur Folge hätten, wurden die Jungstörche in Absprache mit den zuständigen Behörden am 31.05.2013 vorübergehend entnommen.

Der lange anhaltende Dauerregen Ende Mai bis Anfang Juni 2013 hatte zum Jahrhundert-Hochwasser in den Aischauen und somit zu einer starken Auslastung der Höchstadter Feuerwehr geführt. Aus diesem Grund konnten wir die am 31.05.2013 vorübergehend ausgehorsteten Jungstörche Heidi und Friedrich vom Alten Rathaus und Christine von St. Georg in Höchstadt erst am 04.06.2013 wieder einhorsten.

Bei unerfahrenen Brutstörchen, wie dem neuen Brutpaar auf St. Georg, kann es vorkommen, dass Jungstörche nach längerer Aushorstung nicht mehr angenommen werden. Daher haben wir uns für den sicheren Weg entschieden und Christine von St. Georg zusammen mit Heidi und Friedrich auf's Alte Rathaus gebracht, wo die drei von den erfahrenen Brutstörchen Anna und Gerome sofort ohne Probleme angenommen und versorgt wurden.

Ohne die liebevolle Versorgung durch Rosi und Michael Zimmermann aus Erlangen und ohne die logistische Unterstützung von Christine Hofmann hätten die ausgehorsteten Jungstörche nicht diesen optimalen Gesundheits- und Konditionszustand erreicht. Ein herzliches Dankeschön gilt nicht nur diesen dreien sondern auch dem Tiergarten Nürnberg, der uns mit Futter unterstützt und auch die Pflege und Aufzucht der Jungstörche, die nicht mehr eingehorstet werden konnten, übernommen hat. Bedanken möchten wir uns auch bei den zuständigen Behörden für die unbürokratische Unterstützung in dieser Notsituation.
Für die Unterstützung mit Drehleitern und Hubsteigern, ohne die eine erfolgreiche Aus- und Einhorstung nicht möglich wäre, möchten wir uns auch herzlich bei den Feuerwehren aus Burgebrach, Erlangen und Höchstadt/Aisch, sowie bei der Fa. Schickert aus Dechsendorf bedanken.

Nur wenn alle Beteiligten zusammenarbeiten, an einem Strang von Herzen in die gleiche Richtug ziehen, kann man etwas bewegen und vielen Menschen eine Freude bereiten.

Rückblick auf die Ereignisse in 2013.

Altes Rathaus, Hauptstraße 5:
Anna und Gerome haben 5 Jungstörche auf dem Alten Rathaus erbrütet, von denen 3 dem starken Dauerregen Ende Mai 2013 zum Opfer gefallen sind.

Hauptstraße 2:
In unmittelbarer Nachbarschaft zum Alten Rathaus hat ein Storchenpaar ein neues Nest in der Dachkehle zwischen Kamin und Dachfirst des Anwesens in der Hauptstraße 2 gebaut und darin 3 Eier bebrütet. Durch einen starken Sturm Anfang Juni wurde das Nest samt Eiern vom Dach gefegt und damit das Brutgeschäft in der Hauptstraße 2 beendet.

Alte Mälzerei, Am Kirchplatz 3:
Die Störchin auf der Alten Mälzerei hatte 4 Eier gelegt. Der männliche Brutstorch von der Alten Mälzerei hatte sich schon vor Jahren, vermutlich durch einen Leitungsanflug, eine Luxation des linken Hüftgelenks zugezogen. Bei dieser Luxation wurde die Kugel des Oberschenkelknochens aus der Hüftgelenkspfanne gezogen. Das Hüftgelenk verbleibt ohne ärztlichen Eingriff in dieser Fehlstellung, stabilisiert sich und führt zu einer dauerhaften Fehlstellung des linken Beines. Durch diese Beinfehlstellung kann sich der Storch beim Begattungsakt nicht ausreichend an den Flügeln seines Weibchens festhalten. Mit dieser Behinderung erzielte das Männchen nur selten einen Begattungs-Treffer der zur Befruchtung führte. In 2013 konnte das Männchen leider keinen Treffer landen, so dass die 4 Eier unbefruchtet blieben und daher auch keine Jungstörche schlüpfen konnten.

St. Georg, Kirchgasse 6-7:
Auf dem Westportal der katholischen Kirche St. Georg hat sich erstmals ein Storchenpaar niedergelassen und eine Brut gezeitigt. Nach 30 Stunden Dauerregen haben wir am 27.05.2013 einen noch lebenden ca 3 Wochen alten Jungstorch und ein Ei vorgefunden. Diesen Jungstorch, Christine von St. Georg, haben wir zu Heidi und Friedrich auf das Alte Rathaus gebracht, von wo aus alle drei Jungstörche im Juli ausgeflogen sind.